16. Januar – Dana Grigorcea

Sonntag, 16. Januar 2022, 11 Uhr
Aula des Pestalozzischulhauses, Aarau

Lesung aus «Die nicht sterben»

Eine junge Bukarester Malerin kehrt nach ihrem Kunststudium in Paris in den Ferienort ihrer Kindheit an der Grenze zu Transsilvanien zurück. In der Kleinstadt B. hat sie bei ihrer großbürgerlichen Großtante unter Kronleuchtern und auf Perserteppichen die Sommerferien verbracht. Eine
Insel, auf der die kommunistische Diktatur etwas war, das man verlachen konnte. «Uns kann niemand brechen», pflegte ihre Großtante zu sagen. Inzwischen ist der Kommunismus Vergangenheit und B. hat seine besten Zeiten hinter sich. Für die Künstlerin ist es eine Rückkehr in eine fremd gewordene Welt, mit der sie nur noch wenige enge Freundschaften und die Fäden ihrer Familiengeschichte verbinden.
Als auf dem Grab Vlad des Pfählers, als Dracula bekannt, eine geschändete Leiche gefunden wird, begreift sie, dass die Vergangenheit den Ort noch nicht losgelassen hat – und der Leitspruch ihrer Großtante zugleich der Draculas ist. Die Geschichte des grausamen Fürsten will sie erzählen. Am Anfang
befürchtet sie, dass sie die Reihenfolge der Geschehnisse verwechseln
könnte. Dann wird ihr klar: Jede Reihenfolge ergibt einen Sinn. Weil es in
der Geschichte nicht um Ursache oder Wirkung geht, sondern nur um
eines: Schicksal. Inzwischen aber ist es für jede Flucht zu spät.

Dana Grigorcea zeichnet ein atemberaubend atmosphärisches Porträt der
postkommunistischen Gesellschaft, die bis heute in einem Zwischenreich
gefangen scheint. Ohne Vorwarnung führt sie ihre Leserinnen und Leser
ins Herz eines Schreckens, wie ihn nur die eigene Vorstellungskraft
erzeugen kann – oder der gestrenge Fürst Dracula.

Dana Grigorcea
Dana Grigorcea wurde 1979 in Bukarest geboren, sie studierte Germanistik und Nederlandistik und lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Zürich. Die Werke der rumänisch-schweizerischen Schriftstellerin, etwa der Roman «Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit» und die Novelle «Die Dame mit dem maghrebinischen Hündchen», wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Ihr Roman «Die nicht sterben» wurde 2021 für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Eintritt: Fr. 20.– / Fr. 15.– (Mitglieder, Schüler/innen, Lernende)
Anmeldung (erforderlich) und Vorverkauf: Buchhandlung Kronengasse, Aarau, 062 824 18 44, info@kronengasse.ch

Der Anlass schliesst mit einem kleinen Apéro und wird unterstützt von Delinat Weine